2. Einleitung

Das Niveau, auf dem die Diskussion um die Astrologie geführt wird, ist äußerst niedrig. Das gilt nicht nur für die Seite der Befürworter der Astrologie, sondern auch für deren Gegner. Seitens der Astrologiegegner wird stets die Wissenschaftlichkeit der Astrologie in Frage gestellt und ein wissenschaftlicher Anspruch erhoben. Es fragt sich, inwiefern der Anspruch berechtigt ist und wieweit diejenigen, die ihn erheben, diesem selber gerecht werden. Es stellt die Aufgabe, zum einen aufzuzeigen, wie wenig echte Argumente es gibt, zum anderen gilt es, seriösere Aspekte ins Spiel zu bringen. Da ich bisher nicht die Erfahrung gemacht habe, daß jemand der Astrologie völlig indifferent gegenübersteht, will ich von vornherein nicht verhehlen, Befürworter der Astrologie zu sein, allerdings sind mir auch wissenschaftliche Maximen bekannt, d.h. wenn ich im folgenden Diskussionspunkte darstelle, dann halte ich mich für fähig, dies unabhängig von persönlichem Dafürhalten zu tun. An den Stellen, an denen Zweifel an meinem Anspruch möglich sind, werde ich meine eventuelle Subjektivität, soweit sie mir bewußt ist, hervorheben. Dabei hege ich nicht die Hoffnung, daß sich nun grundlegend etwas verändern wird, aber ich weiß, daß ich die Möglichkeit zu einer Veränderung zur Verfügung stelle, das alleine ist wichtig.

Wenn ich mich hiermit an der Diskussion beteilige, dann geschieht dies aus zwei Gründen: Der erste ist ganz allgemein meine Aufregung über die Dummheit der Einwände gegen - aber auch über die ebenso große Dummheit einiger Plausibilisierungsansätze zugunsten der Astrologie. Als Beispiel könnte man den gegnerischen Einwand anführen, warum es eigentlich zwölf (und nicht mehr oder weniger) Tierkreiszeichen gebe, derlei sei durch „astronomische Entitäten nicht gedeckt“1 . Die Einteilung in zwölf Abschnitte ergibt sich ja durch die Zahl der synodischen Monate - das ist die Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden gleichen Mondphasen - im Laufe eines Jahres 2 . Das ist kein Argument für die Zahl zwölf, aber es plausibilisiert sie ungemein, hinzu kommt, daß es sich im Zwölfersystem wesentlich leichter rechnen läßt als in jedem anderen Zahlensystem, d. h. ohne komplizierte Brüche, wie es sie beispielsweise im Dezimalsystem gibt, was ein weiterer Grund für die Astronomen des Altertums gewesen sein mag, eine Zwölferteilung vorzuziehen. Das Problem, das EDGAR WUNDER aufwirft, soll in einem anderen Kapitel noch einmal aufgegriffen werden, hier geht es zunächst um einen Eindruck. Um den Vorwurf zu vermeiden, einseitig vorzugehen, bringe ich hier noch ein Beispiel eines/mehrerer (?) Astrologiebefürworter(s): „Astrologie ist als Psychologie der Astronomie anzusehen und erfüllt damit beide Kriterien zur Anerkennung als Wissenschaft." 3 Das ist erbärmlich formuliert und der Astrologie nicht förderlich, die als naturwissenschaftlich „- parallel zur Astronomie - auf Konstellationen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufbauen“ darf. „Zur Wissenschaft ist sie durch empirische Erfahrung geworden und steht damit gleichrangig neben Philosophie, Psychologie...“ usw. (ebenda). Das ist schwer zu lesen und intellektuell kaum zumutbar, allein der Forschergeist hält mich bei der Stange.

Der andere Grund ist das Buch von REINHARD WIECHOCZEK Uranus lächelt über Hiroshima - die horoskopierte Gesellschaft 4 , das ich im Sommer 1994 aus irgendeinem Grunde zum zweitenmal las. Dann wachte ich eines morgens zu einer für meine Verhältnisse ungewöhnlichen Zeit auf, lag etwa noch zehn Minuten im Bett und dacht die ganze Zeit: „das darf doch alles nicht wahr sein!“, stand auf und begann zu schreiben. Den ersten Entwurf las ich durch, ließ ein wenig Zeit verstreichen und schrieb ihn größtenteils um. Die zweite Version las ich durch, stellte fest, das mir das ganze Projekt nicht mehr gefiel, und ließ alles in irgendwelchen Schränken verschwinden. - Was lange währt, wird endlich gut - nun bin ich wieder dabei.

Halle/Westf. im Januar 1998


Nächstes Kapitel

Inhalt

© Nils Chr. Hesberg 1998

E-Mail: nchesberg@t-online.de

Stand: 11. Januar 1998 


Fußnoten zu Einleitung

1) EDGAR WUNDER, www1.arcs.ac.at/baa/alrukaba/02/01.htm, Stand 28.12.1997. ->

2) Ein tropisches Jahr dauert rund 365,25 Tage, ein synodischer Monat etwa 29,5 Tage. ->

3) www.stepnet.de/catware/astrolog.htm, Stand 01.01.1998. Der Artikel ist nicht unterzeichnet. ->

4) Hrsg. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München, 1992. - >